Seit zwei Jahren werden auf der Fesselfluganlage Schwalbennest bei Büsserach systematische Team Racing Trainings durchgeführt. Ziel davon ist, aktive Team Racer zu fördern und Neueinsteiger an die sehr anspruchsvolle Renntechnik heranzuführen. Doch was ist Team Racing eigentlich, und was sind die Aufgaben des Piloten und des Mechanikers? Der nachstehende Artikel gibt die Antworten.
Was ist Team Racing ?
Team Racing (F2C/F2F) ist eine Kategorie des Fesselfluges, bei welcher 3 Teams bestehend aus jeweils einem Piloten und einem Mechaniker versuchen, 100 Runden (im Final 200 Runden) so schnell wie möglich zu absolvieren. Die reglementierten Tanks erlauben bei gut eingestelltem Motor eine maximale Flugdauer von ca. 35 Runden. Die Modelle müssen also auf 100 Runden mindestens 2 mal an die Box bzw. zum Mechaniker zum Auftanken.
Ist nun Team Racing
Modellflug
Rennsport
Teamsport?
Team Racing ist alles zusammen. Die kleinen Modelle mit 2.5ccm Dieselmotoren müssen leicht und stabil gebaut sein, damit sie gut fliegen und dennoch mit bis zu 100km/h vom Mechaniker aufgefangen werden können - und dies auch aushalten. Die Piloten müssen die Modelle blind beherrschen. Denn im Kampf mit den 2 anderen Piloten im Kreis sind die Modelle für sie gar nicht immer sichtbar. Trotzdem müssen sie beim Boxenstopp sauber vor dem Mechaniker aufsetzen. Dass es auch Rennsport ist, wird dem Zuschauer spätestens bei der Startprozedur klar.
Nach dem Anwärmen der Dieselmotoren heisst es:
5-4-3-2-1-Go, dann wird die schwarz-weiss karierte Fahne geschwenkt. 3 mit Helmen geschützte Mechaniker werfen mit einem Schlag die Propeller an, und schon sind die Modelle weg. Denn die drei Piloten - gespannt wie eine Feder, mit einer Hand am Griff und mit der anderen Hand am Boden - ziehen beim geringsten Mukser des Motors dem Mechaniker das Modell regelrecht aus der Hand. Gleichzeitig orientieren sie sich über die Position der andern Piloten und reihen sich ein, während ihr Modell innerhalb der ersten halben Runde auf über 200km/h beschleunigt. Nach ca. 34 Runden erfolgt der erste Boxenstopp. Landen - Tanken - Anwerfen dauert bei eingespielten Teams keine 5 Sekunden!
Ja, Ja, so sollte es sein tut es aber nicht immer!!!
Darum organisiert Heiner Borer seit zwei Jahren ein F2C /F2F Training. Als Team Racer freuen wir uns immer sehr, wenn im Frühjahr das Einladungs-Mail mit den vorgesehenen Trainings-Terminen eintrifft. Und dann wird auf der Fesselflugpiste im Schwalbennest konsequent gearbeitet. Jeder Handgriff wird systematisch trainiert, und mit Checklisten werden unermüdlich Automatismen eingeübt.
Die Arbeit des Piloten
Dazu ein paar Erklärungen:
Starten
Das Modell beschleunigt unheimlich schnell. Steht der Pilot bei der Modellabgabe mit seinem Griff genau in der Radiuslinie des Kreises, kommt das Modell unweigerlich in den Kreis und kann nicht mehr gesteuert werden. Der Pilot muss somit vor dem Modell stehen und es beim Start sofort wegziehen, damit die innere Fläche nicht die Möglichkeit hat, nach hinten zu drehen.
Fliegen
Idealerweise gehört der Griff auf die Nasenspitze . Wird die Hand nicht möglichst im Zentrum gehalten, wird der Flugweg weiter. Die Nasenspitze zeigt idealerweise in Richtung Modell. Zeigt die Nasenspitze nämlich vor das Modell oder befindet sich die Hand auf der linken Seite des Körpers, wird der Pilot wegen Ziehen disqualifiziert. Macht er das Ganze jedoch auf die andere Seite, verliert er zu viel Geschwindigkeit und wird dadurch langsamer. (Das kann er höchstens machen, um den Motor kurzfristig im Flug durch Bremsen zu wärmen, wenn er wegen Unterkühlung nicht sauber läuft.) Da im Rennen später 3 Piloten im Zentrum stehen, kann sich der Pilot nicht einfach um die eigene Achse drehen, sondern muss um das Zentrum des Kreises laufen.
Landen
Gibt der Mechaniker das Zeichen zum Landen (nach ca. 32 Runden), stellt der Pilot den Motor ab und landet beim Mechaniker. Dabei darf das Modell erst kurz vor dem Mechaniker auf der Piste aufsetzen. So kann sich das Fahrwerk des Modells nicht mit den Leinen eines gegnerischen Modells verheddern, welches vielleicht gerade in der Box aufgetankt wird. Natürlich darf der Pilot auch erst im letzten Moment mit dem Griff nach aussen gehen, so dass das Modell für den Mechaniker greifbar auf der weissen Pisten-Linie daher kommt. Denn sonst könnte das Modell den gegnerischen Mechaniker treffen.
Und da wäre noch das kleine Problem, dass der Pilot nach 32 Runden mit einer Drehgeschwindigkeit von 1,5 Sec. pro Umdrehung zuerst noch das Zeichen des Mechanikers erkennen sollte - wenn er überhaupt noch weiss, wo sein Mechaniker steht
Die Arbeit des Mechanikers
Seine Aufgabe ist es, den Motor vor dem Start einzustellen, dem Piloten die Boxenstopps anzuzeigen, das Modell möglichst schnell aufzutanken, zu starten und schliesslich wieder freizugeben. Natürlich hat er schon vorher mit dem Piloten zusammen den besten Propeller erkoren und die geheime Spritmischung vorbereitet.
Dass ein Diesel-Rennmotor nichts, aber auch wirklich gar nichts mit einem normalen Glühzündermotor gemein hat, musste der Schreiberling (und sein Finger) schon ein Jahr vorher erfahren. 2014 galt es deshalb, einige Abläufe zu optimieren.
Der Dieselmotor muss vor dem Rennen warmgelaufen werden. Nur ein gut angewärmter Motor lässt sich schnell starten und kann für das Rennen optimal eingestellt werden. Für das Auftanken wird das hereinkommende
Modell am Boden aufgefangen. Profis fangen die Modelle bis zu Geschwindigkeiten von fast 100km/h, ohne das Modell zu beschädigen. Genau bei diesen Profis ist das Modell nach ca. 3 Sec. auch schon wieder aufgetankt und in der Luft, wenn die unter Druck stehende Tankvorrichtung optimal eingestellt war und nicht noch kleine Optimierungen an Düsennadel oder Kompression vorgenommen werden mussten. Dass sich bei diesen Aktionen das Team ( Mechaniker und Pilot) blind verstehen müssen, liegt auf der Hand.
Die Trainings
Während den Team Racing Trainings wurden nun all diese beschriebenen Aufgaben unter kundiger Anweisung geübt, geübt, korrigiert, geübt und nochmals geübt. Langsam wurden Rennen mit 2 Teams geflogen und als krönender Abschluss dann richtige Rennen mit drei Teams (ohne Schaden). Die Fortschritte waren in diesem Jahr enorm, und die Freude nach einem gelungenen, hektischen Rennen stand allen Aktiven jeweils ins Gesicht geschrieben.
Die pädagogische Fähigkeit von Heiner Borer, uns immer wieder zu motivieren, sowie die immense Arbeit von Valention Saccavino, der uns allen F2F-Modelle (Flachrumpfmodelle) gebaut hat, um uns das Training überhaupt zu ermöglichen, waren die Basis zu diesen tollen und erfolgreichen Trainings. Und die sehr hilfreichen Informationen von Cesare Saccavino und Heiner Studer bezüglich Benzinmischung und Motoreinstellungen haben dazu beigetragen, dass die Motoren aller Teilnehmer im Renneinsatz zuverlässig ihre Arbeit verrichteten.
Wo gesät wird, kann auch geerntet werden. Sieben Teams haben Ende September an der SM 2014 Team Racing geflogen und bei den Zuschauern für Spannung, Applaus und abgekaute Fingernägel gesorgt.
Der krönende Abschluss
Das letzte Training 2014 haben wir wegen der diesjährigen Wetterkapriolen und ein wenig gesteuert auf den 26. Oktober verschoben. Genau an diesem Datum vor 20 Jahren haben Heiner Borer (Pilot) und Cesare Saccavino (Mechaniker) in Shanghai den Weltmeistertitel im Team Racing errungen.
Es war auch an diesem letzten Training, wo wir mit Erfolg richtige 3-er Rennen geflogen haben. Aber es war auch an diesem Sonntag, wo Ursula und Heiner Borer die Team Racer zum 20-jährigen Jubiläum des Weltmeistertitels zu einem grandiosen Essen im Clubhaus im Schwalbennest eingeladen haben. Im Andenken an Shanghai mit fernöstlichem Touch, angefangen
von der Raum- und Tischdekoration über die Vorspeise, den Hauptgang sowie das Dessert und die Getränke. Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren bei allen Mechanikern die blaugeschlagenen Starterfinger vergessen!
Dass wir von der Fako F2 an diesem Anlass noch den Jugendförderpreis an Valentino und Gina Saccavino überreichen durften, war für uns eine grosse Freude. Valentino wurde damit geehrt für seinen unermüdlichen Einsatz für die Kategorie F2C/F2F und die Unterstützung seiner Enkelin durch die Lieferung neuer Modelle. Und Gina (unsere Zukunftshoffnung) erhielt den Preis für ihren grossen Einsatz und ihr Durchhaltevermögen bei der Ausbildung als Team Racing Pilotin.
Zukunft und Ziele
Ziel der Team Racer-Truppe ist es, sich im nächsten Jahr an Wettbewerben im In- und Ausland zu zeigen und durch Aktivität und Freude für den Erhalt der unheimlich interessanten Kategorie zu sorgen.
Besten Dank an alle Beteiligten!
Daniel Baumann, im November 2014